Ein unvergessliches Finale: Regattabegleitfahrten für Rollstuhlfahrende Kieler Woche 2025
Acht Tage voller Emotionen, beeindruckender Regattaerlebnisse und ein grandioses Finale bei der Windjammerparade – die inklusiven Regattabegleitfahrten der Kieler Woche 2025 bleiben allen Beteiligten in unvergesslicher Erinnerung.
Kieler Woche 2025 – Ein Projekt mit Herz und Erfolg
Das Gemeinschaftsprojekt von „Wir sind Wir – Inclusion in Sailing e.V.“ und „Inklusives Segeln für Alle e.V.“ brachte während der Kieler Woche 2025 Menschen im Rollstuhl die faszinierende Welt des Regattasegelns näher. Vom 21. bis 28. Juni 2025 wurden täglich zwei Regattabegleitfahrten mit dem speziell ausgerüsteten Segelboot „Henk de Mol“ angeboten – mit einem überwältigenden Erfolg.
Traumhafter Start bei perfekten Bedingungen
Der Projektstart am 21. Juni hätte nicht besser verlaufen können. Bei strahlendem Sonnenschein, warmen Temperaturen und leichtem Wind erlebten die ersten Teilnehmenden die einzigartige Atmosphäre der Kieler-Woche-Regatten hautnah vom Wasser aus. Die überwältigende Resonanz zeigte sich schnell: Alle Fahrten bis zum 28. Juni waren nahezu ausgebucht.
Täglich starteten zwei Fahrten vom Olympiahafen Kiel-Schilksee:
- Morgenfahrt: 10:30-13:00 Uhr
- Nachmittagsfahrt: 14:00-16:30 Uhr
Dank der Förderung durch die Landeshauptstadt Kiel waren alle Fahrten für die Teilnehmenden kostenfrei.
Paralympics-Siegerin Kirsten Bruhn: „Das war eine komplett andere Erfahrung“
Ein ganz besonderer Höhepunkt war die Teilnahme der mehrfachen Paralympics-Siegerin und Weltklasseschwimmerin Kirsten Bruhn. Obwohl sie normalerweise eher im als auf dem Wasser zu Hause ist, war sie von der Regattabegleitfahrt begeistert: „Wassersport fasziniert mich immer, und das inklusive Segeln ist ein tolles Angebot. Es war etwas respekteinflößend, die Kontrolle abzugeben, aber es hat sehr viel Spaß gemacht!“
Begleitet von ihrem Vater Manfred erlebte sie bei idealen Windbedingungen sogar Schweinswale während der Fahrt. Als Botschafterin für Rehabilitation, Prävention und Sport liegt ihr das Thema Inklusion besonders am Herzen: „Umso wichtiger sind Vereine wie unsere, die zusammen die Kieler-Woche-Begleitfahrten anbieten.“
Stadtpräsidentin Bettina Aust: Ein starkes Zeichen für gelebte Inklusion
Eine besondere Wertschätzung erhielt das inklusive Segelprogramm durch den Besuch von Bettina Aust, Stadtpräsidentin der Landeshauptstadt Kiel. Am dritten Tag der Kieler Woche bewies sie eindrucksvoll: „Inklusion kennt kein schlechtes Wetter!“ Trotz Starkregen und starkem Wind ging sie gemeinsam mit drei Gästen im Rollstuhl auf der „Henk de Mol“ aufs Wasser – ein starkes Zeichen für gelebte Inklusion und die Bedeutung des Projekts für die Stadt Kiel.
Ein letzter Herzenswunsch geht in Erfüllung
Einen der bewegendsten Momente erlebte das Projektteam durch eine Anfrage des Wünschewagen Sachsen-Anhalt/Magdeburg: Hans-Jörg sollte seinen letzten Herzenswunsch erfüllt bekommen – die Kieler Woche auf einem Segelboot zu erleben. Trotz herausfordernder Wetterbedingungen mit starkem Wind und Regenschauern wurde dieser besondere Wunsch erfüllt. Hans-Jörg konnte hautnah die Regatten der 49er und 29er Klassen erleben und genoss die Segeltour in vollen Zügen. Nach der unvergesslichen Tour folgte ein gemeinsamer Backfisch mit dem gesamten Wünschewagen-Team.
Spektakuläre Regattaerlebnisse für alle Altersgruppen
Die Teilnehmenden erlebten beeindruckende Regattamomente aus nächster Nähe – vom langgezogenen Feld der Aalregatta mit bunten Spinnakern bis zu den Wettfahrten der Klasse 49erFX. Besonders schön war zu sehen, wie aktiv sich alle einbrachten und Schoten bedienten oder sogar selbst steuerten.
Das Projekt erreichte Menschen aller Altersgruppen:
Leander (12 Jahre) aus Ahrensburg übernahm direkt die Pinne: „Das war gar nicht so schwierig und hat sehr viel Spaß gemacht. Am liebsten würde ich gleich noch mal rausfahren!“
Gina (18 Jahre) aus Lübeck war bereits zum zweiten Mal dabei und genoss besonders die Schräglage bei Wind.
Julia (28 Jahre) aus Beringstedt nahm sogar schon zum dritten Mal teil und war begeistert von den bunten Spinnakern der Aalregatta.
Dorit Heinsohn aus Hamburg, die privat auf der Alster segelt, freute sich über das Segeln auf der Ostsee: „Es war ein perfekter Segeltag!“
Grandioses Finale bei der Windjammerparade
Den krönenden Abschluss bildete die Teilnahme an der traditionellen Windjammerparade am letzten Tag der Kieler Woche. Bei traumhaften Bedingungen nahm die „Henk de Mol“ mit drei Rollstuhlfahrerinnen an der spektakulären Parade teil – ein unvergesslicher Moment inmitten der majestätischen Windjammer und der festlichen Atmosphäre.
Am Nachmittag ging die „Henk de Mol“ schließlich aus dem Wasser, womit das erfolgreiche Projekt seinen emotionalen Abschluss fand.
„Menschen träumen verwirklichen“ – Das macht uns aus
„Menschen dieses wunderbare Erlebnis zu ermöglichen, löst bei Begleitpersonen, bei der Crew und den Gästen oft Tränen aus“, beschreibt das Organisationsteam die emotionale Wirkung des Projekts. Skipper Frank Beilstein ergänzt: „Es ist immer schön zu sehen, wie viel Freude die mitsegelnden Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer haben. Dass viele gerne wiederkommen, zeigt, wie gut die Regattabegleitfahrten ankommen.“
Clemens Kraus, Gründer von „Wir sind Wir – Inclusion in Sailing“, fasste die Bedeutung zusammen: „Es ist ein unglaubliches Geschenk für uns, dass wir Hans-Jörg diesen letzten großen Wunsch erfüllen durften. Solche Momente zeigen uns, wie wertvoll unsere Arbeit ist und berühren uns zutiefst.“
Inklusion sichtbar machen – Mission erfüllt
Christoph Holstein, Staatsrat der Behörde für Inneres und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg, zeigte sich begeistert: „Es ist eine tolle Sache, dass bei den inklusiven Projekten im Rahmen der Kieler Woche Menschen mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen das Segeln auf der Ostsee ermöglicht wird und so die Inklusion noch sichtbarer wird.“
Das Projekt trug erheblich zur Sichtbarkeit des inklusiven Segelns bei und zeigte eindrucksvoll, wie gut Inklusion auf dem Wasser funktioniert.
Starke Partner für ein starkes Projekt
Die „Henk de Mol“ ist speziell für Menschen im Rollstuhl konzipiert und ermöglicht es, Segelregatten direkt auf dem Wasser zu erleben. Die professionelle Crew unter der Leitung von Skipper Frank Beilstein und Steuerfrau Nadine Löschke sorgte dabei stets für Sicherheit und unvergessliche Momente.
Verlässliche Partnerschaft seit drei Jahren
Seit drei Jahren fördert die Landeshauptstadt Kiel die inklusiven Segelaktivitäten. Diese verlässliche Unterstützung ermöglicht es, Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen maritime Erlebnisse zu bieten. Das Projekt demonstriert dabei beeindruckend Anpassungsfähigkeit und Sicherheitsbewusstsein – auch bei widrigen Wetterbedingungen bleibt der Grundsatz: „Niemanden zurücklassen!“
Parallel liefen weitere inklusive Programme: Schnupperkurse „Segeln für Blinde und Sehbehinderte“ sowie Training inklusiver J/70-Teams rundeten das vielfältige Angebot ab.
Unser Dank gilt:
- Allen begeisterten Teilnehmerinnen und Teilnehmern
- Der Landeshauptstadt Kiel für die wertvolle Förderung
- Dem gesamten Crew-Team um Frank Beilstein und Nadine Löschke
- Unseren Partnern von „Inklusives Segeln für Alle e.V.“
Ausblick und Wünsche für die Zukunft
Die Kieler Woche 2025 war wieder ein Meilenstein für das inklusive Segeln – doch unser Traum geht weiter! Segeln gilt als eine der inklusivsten Sportarten überhaupt – Menschen mit unterschiedlichsten körperlichen Voraussetzungen können gemeinsam auf einem Boot agieren und Höchstleistungen erbringen. Diese natürliche Stärke des Segelsports sollte in der Welthauptstadt des Segelns noch konsequenter genutzt werden.
Als Welthauptstadt des Segelns sollte Kiel und insbesondere Kiel-Schilksee nicht nur einmal im Jahr während der Kieler Woche inklusives Segeln anbieten. Wir wünschen uns, dass solche wichtigen Angebote nachhaltig während der gesamten Segelsaison täglich zur Verfügung stehen. Das Potenzial ist da – es braucht nur den politischen Willen und die entsprechende Förderung, um es zu entfalten.
Für die Kieler Woche 2026 haben wir große Pläne: Wir möchten unserem Team und unseren Gästen noch mehr Teilhabe und größere Sichtbarkeit als integraler Bestandteil der Kieler Woche Sailing ermöglichen. Unsere Teilnehmenden im Rollstuhl haben uns wertvolle Rückmeldungen zur Barrierefreiheit gegeben – hier sehen wir noch Potenzial für Verbesserungen, um das Segelerlebnis für alle noch zugänglicher zu gestalten.
Unser Ziel: Inklusion auf dem Wasser soll nicht die Ausnahme sein, sondern selbstverständlicher Teil des maritimen Lebens in der Welthauptstadt des Segelns. Dafür setzen wir uns ein – jeden Tag aufs Neue.
Du möchtest auch dabei sein oder unser Projekt unterstützen? Kontaktiere uns gerne unter: sven.juergensen@wir-sind-wir.org