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Das Projekt „Kieler Woche inklusiv 2025“ war ein voller Erfolg

Regattabegleitfahrten für Rollstuhlfahrende an acht Tagen, ein Segelworkshop für blinde und sehbehinderte Menschen sowie vier inklusive Crews auf der Regattabahn in der Klasse J/70 haben bei der Kieler Woche 2025 ein deutliches Zeichen für mehr Inklusion im Segelsport gesetzt. Die gute Resonanz auf die Angebote und die Begeisterung der Teilnehmenden haben erneut gezeigt, wie wichtig es ist, die inklusive Teilhabe im Sport weiter voranzutreiben.

Die Regattabegleitfahrten mit dem Boot für Rollstuhlfahrende wurden auch in diesem Jahr wieder sehr gut angenommen und waren nahezu ausgebucht. Täglich starteten zwei Ausfahrten vom Olympiahafen Kiel-Schilksee aus. Die Freude der Mitsegelnden unterschiedlichster Altersklassen bei fast durchgängig idealen Wetterbedingungen war groß. Ein Highlight war die abschließende Begleitfahrt bei der traditionellen Windjammerparade. Umgesetzt wurden die Fahrten auf dem speziell für Rollstuhlfahrende umgebauten Boot „Henk de Mol“ von „Wir sind Wir – Inclusion in Sailing e.V.“ (WsW) in Zusammenarbeit mit „Inklusives Segeln für alle e.V.“.Die Fahrten wurden in Kooperation mit der Stadt Kiel durchgeführt und waren für die Teilnehmenden kostenfrei.

Viel Lob für die Regattabegleitfahrten mit dem Rollstuhlboot

Mit an Bord ging auch die mehrfache Paralympics-Siegerin und Weltklasseschwimmerin Kirsten Bruhn, die normalerweise eher im, statt auf dem Wasser zu Hause ist. Das Segeln mit dem Rolliboot begeisterte sie sofort: „Wassersport fasziniert mich immer, und das inklusive Segeln ist ein tolles Angebot. Es war etwas respekteinflößend, die Kontrolle abzugeben, aber es hat sehr viel Spaß gemacht!“ Sie lobte das Engagement von „Wir sind Wir – Inclusion in Sailing e.V.“, betonte aber auch, dass beim Thema Inklusion in Deutschland noch viel Handlungsbedarf besteht. „In der heutigen Zeit muss man darauf achten, dass Inklusion nicht nur ein Politikum ist, sondern auch umgesetzt wird“, mahnt sie. In Deutschland würde die Inklusion im Vergleich zum Ausland immer noch zu schleppend voranschreiten, so die Topschwimmerin.

Eine besondere Wertschätzung erhielt das inklusive Segelprogramm mit dem Rollstuhlboot durch den Besuch von Bettina Aust, Stadtpräsidentin der Landeshauptstadt Kiel, die sich nicht durch Starkregen und heftigem Wind abschrecken ließ und durch ihr Mitsegeln ein starkes Zeichen für gelebte Inklusion setzte.

Einen der bewegendsten Momente erlebte das Projektteam durch eine Anfrage des Wünschewagens Sachsen-Anhalt/Magdeburg. Trotz herausfordernder Wetterbedingugen konnte einem Teilnehmer sein letzter Herzenswunsch erfüllt werden, die Kieler Woche auf einem Segelboot zu erleben, was er in vollen Zügen genoss.

Lob für das Projekt gab es auch von Christoph Holstein, Staatsrat der Behörde für Inneres und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg, der ebenfalls auf dem Rolliboot mitsegelte: „Es ist eine tolle Sache, dass bei den inklusiven Projekten im Rahmen der Kieler Woche Menschen mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen das Segeln auf der Ostsee ermöglicht wird und so die Inklusion noch sichtbarer wird.“

Ebenfalls durchweg begeistert waren die Teilnehmenden des Schnupperkurses „Segeln für blinde und sehbehinderte Menschen, und auch das Projekt „Inklusion auf der Regattabahn hat wieder erfolgreich ein starkes Zeichen für gelebte Inklusion im Segelsport gesetzt.

Inklusion auf der Regattabahn

„Es war megawindig, in Spitzen mit Böen von über 30 Knoten, aber wir sind gut damit zurechtgekommen und sehr zufrieden. Unser Ziel waren die Top 30, und das haben wir mit Platz 31 nur ganz knapp verpasst. Dafür haben wir es bei drei Rennen in die Top Twenty geschafft. Wir sind happy, aber ziemlich geschlaucht von den Regattatagen“, resümiert Steuermann Marvin Hamm vom inklusiven BAT Sailing Team (WsW). Für das Team waren die Kieler-Woche-Wettfahrten eine deutliche Umstellung zum Segeln im Ligaformat, das die inklusive Crew bereits im zweiten Jahr von der 2. Segel-Bundesliga gewohnt ist. „In der Liga sind die Rennen sechs bis zwölf Minuten lang, und es sind viel weniger Boote auf der Bahn. Bei der Kieler Woche ist das Feld knapp 60 Boote stark, die Wettfahrten dauern deutlich länger. Das ist für uns ungewohnt, da beim Training aktuell unser Fokus auf der Liga liegt“, erklärt Hamm. In dem anderen Rennmodus sieht auch Crewmitglied David Koch die größte Herausforderung. „In der Liga geht es zwar schneller und hektischer zu, aber bei der Kieler Woche liegt die Schwierigkeit darin, die Konzentration auf den längeren Schlägen aufrechtzuerhalten“, meint der Hamburger Segler mit Sehbehinderung. Trotzdem hätte die Kieler Woche wieder sehr viel Spaß gemacht, sagt er. „Das wird einem beim Training auf der Außenalster in Hamburg nicht geboten: Auf dem Downwind-Kurs mit 15 Knoten Geschwindigkeit zu segeln. Das war sehr spaßig“, freut sich Koch. Auch Taktikerin Mieke Klein und stimmt zu, dass die Kieler Woche mit dem Team wieder ein voller Erfolg war: „Es waren herausfordernde Bedingungen, aber wir hatten Spaß, haben uns gut weiterentwickelt im Vergleich zum Vorjahr und sind zufrieden mit der Woche.“ Jan Mense ergänzt: „Viele Teams hatten mit den Bedingungen zu kämpfen – wir auch, aber wir haben das gut gemeistert. Besonders stolz sind wir darauf, wie stabil wir über die vier Tage unterwegs waren.“

Das BAT Sailing Team hat wieder einmal gezeigt, dass sich Inklusion und Leistung nicht ausschließen. „Für uns steht fest: Auch unter fordernden Bedingungen sind wir konkurrenzfähig. Und genau das wollen wir zeigen – nicht nur für uns, sondern als Signal an andere , sagt das Team der „Blindfisch“.

Mit Teamgeist, Segelkompetenz und einer großen Portion Leidenschaft hat auch das inklusive Team Helga (WsW) auf der Kieler Woche 2025 eindrucksvoll gezeigt, was im Segelsport inklusiv möglich ist, wenn Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam an den Start gehen. Zur fünfköpfigen Crew um Steuermann Leon Tyssen zählten neben Beate Spyrou und Markus Niehaus Del Solar die sehbehinderte Vorschiffsfrau Maria Marquardt sowie Karen Suthmann, die als gehörlose Vorschoterin den Gennaker und die Fock bediente. Die inklusive Zusammensetzung bedeutete für die Crew keine Einschränkung, sondern eine Stärke.

„Wir hatten vier intensive Tage mit echtem Ostseewetter – aber wir sind nicht nur als Team auf dem Wasser gewachsen, sondern auch als Botschafterinnen und Botschafter für gelebte Inklusion“, so Beate Spyrou, 2. Vorstandsmitglied von „Wir sind Wir – Inclusion in Sailing e.V.“ und Crewmitglied auf der Helga, „gerade im Hinblick auf die Bewerbung von Deutschland und Kiel für die Olympischen und Paralympischen Spiele setzen wir hier ein starkes Zeichen: Inklusiver Leistungssport ist möglich – und gehört auf die große Bühne.“

Die Helga-Crew hat bei der Kieler Woche gezeigt, wie gut Inklusion auf der Regattabahn umsetzbar ist. Die Herausforderungen auf dem Wasser meisterte das Team gemeinsam durch intensive Vorbereitung, gegenseitiges Vertrauen und eine klare Aufgabenverteilung. Trotz Hörbehinderung sorgte Karen Suthmann mit nonverbaler Kommunikation und perfektem Timing für schnelle Manöver, Maria Marquardt zeigte, dass eine Sehbehinderung kein Hindernis beim Regattasegeln sein muss. Zwei weitere inklusive Teams starteten in der Klasse J/70: Yachtclub Möhnesee e.V. sowie „anBord e.V.“.

Segel setzten für noch mehr Inklusion

Mit allen drei inklusiven Projekten war die Kieler Woche 2025 war wieder ein Meilenstein für das inklusive Segeln, aber die Stärke des Segelsports im Bereich Inklusion sollte in Kiel als Welthauptstadt des Segelns noch konsequenter genutzt werden – nicht nur einmal im Jahr während der Kieler Woche, sondern als permanentes Angebot. Für die Kieler Woche 2026 wünscht sich „Wir sind Wir – Inclusion in Sailing e.V.“ noch mehr Teilhabe und größere Sichtbarkeit. Für die weitere Zukunft hoffen Seglerinnen wie Nadine Löschke, zweifache Weltmeisterin im inklusiven Segeln, auf eine Kieler-Woche-Regatta in einer inklusiven Bootsklasse wie RS Venture Connect.

Text: Katrin Heidemann

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