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Kieler Woche 2025: Inklusives Segelprogramm bei idealen Windbedingungen gestartet

Sonnenschein, beste Windbedingungen und spannende Regatten aus nächster Nähe – zum Auftakt der inklusiven Segelprojekte im Rahmen der Kieler Woche passte einfach alles. Die Regattabegleitfahrten mit dem Rolliboot wurden sehr gut angenommen und boten spektakuläre Ausblicke auf die Regattafelder. Beim Kurs für blinde und sehbehinderte Menschen absolvierten die Teilnehmenden intensive Trainingseinheiten auf der Ostsee, während sich parallel die inklusiven J/70-Teams auf ihre Kieler-Woche-Wettfahrten ab Donnerstag vorbereiteten. Besonders bei den Rollibootfahrten war die Begeisterung der Mitsegelnden groß.

Die Regattabegleitfahrten mit dem speziell für Rollstuhlfahrende ausgerüsteten Segelboot „Henk de Mol“ erfreuen sich auch in diesem Jahr wieder großer Beliebtheit. Zweimal täglich legte das Rolliboot am Wochenende mit Gästen ab, alle kehrten mit einem Lachen im Gesicht in den Hafen zurück. Zu Recht, denn zum Segelerlebnis bei sommerlichen Temperaturen, wolkenlosem Himmel und moderaten Winden kamen spektakuläre Ausblicke auf die Regatten hinzu. Hautnah erlebten die Teilnehmenden Samstag das langgezogene Feld der Aalregatta mit bunten Spinnakern, am Sonntag konnten sie die Wettfahrten der Klasse 49erFX aus der Nähe betrachten. Außerdem hatten die Mitsegelnden die Möglichkeit, selbst beim Segeln mit anzupacken und die Schoten zu bedienen oder zu steuern.

Das Angebot kam besonders gut beim zwölfjährigen Leander aus Ahrensburg an, der erstmals mit seinem Rollstuhl bei einer Regattabegleitfahrt mit dabei war. Der Schüler segelt in seiner Freizeit Optimist und übernahm auf einem Törn direkt die Pinne und steuerte unter Anleitung des Skippers das Rolliboot. „Das war gar nicht so schwierig und hat sehr viel Spaß gemacht. Am liebsten würde ich gleich noch mal mit aufs Wasser rausfahren“, sagte er strahlend nach dem Törn.

Ein großer Fan des Rollibootes ist auch Gina aus Lübeck, die 2024 mit ihrer Mutter erstmals mitsegelte. Die Regattabegleitfahrt gefiel ihr so sehr, dass sie auch in diesem Jahr wieder mit an Bord ging. Besonders die Schräglage des Bootes bei etwas Wind genoss sie wieder sehr.

Die 28-jährige Julia aus Beringstedt nahm bereits im dritten Jahr am Segeln mit dem Rolliboot teil und war wieder begeistert, diesmal insbesondere von den bunten Spinnakern bei der Aalregatta. Auch sie wäre am liebsten nach dem Törn direkt an Bord geblieben.

Auf den Weg nach Kiel hatte sich auch Rollstuhlfahrerin Dorit Heinsohn aus Hamburg gemacht, die in ihrer Freizeit auf der Alster in der inklusiven Bootsklasse S\V14 segelt. Engagiert kümmerte sie sich bei der Regattabegleitfahrt um die Vorschot und freute sich, dass auch der Gennaker auf ihren Wunsch beim Segeln zum Einsatz kam. „Es ist schön mal wieder auf der Ostsee zu segeln. Es war ein perfekter Segeltag“, sagte sie und freut sich schon auf ein nächstes Mal. Genauso ging es auch Marcel aus Kiel, der ebenfalls fleißig mit anpackte.

Parallel zu den Regattabegleitfahrten fanden am Wochenende zwei weitere inklusive Segelaktionen im Kieler-Woche-Revier vor Schilksee statt. Mit zwei Booten der inklusiven Klasse RS Venture Connect wurde ein Segelkurs für blinde und sehbehinderte Menschen angeboten. Bei idealen Windbedingungen segelten die Teilnehmenden mit Trainerin Anja Düvel und Segellehrer Calle Sibbert durch die Strander Bucht und schauten sich die Kieler-Woche-Regatten aus der Nähe an. Der Kurs war für die neunjährige Sophia Hein, die gerade erst am Wochenende von der Kieler Woche als jüngste Teilnehmerin bei der weltweit größten Frauensegelregatta, dem Helga Cup, auf der Hamburger Außenalster gestartet war, ihr Segeldebüt auf der Ostsee. Das Segeln auf dem Meer gefiel ihr sofort. „Das ist eine ganz neue Erfahrung für Sophia, die sonst auf der Außenalster segelt. Auf der Ostsee ist die Windrichtung viel stabiler als auf der Alster, und so können wir auch mal eine halbe Stunde auf dem gleichen Bug fahren“, sagte Sibbert.

Freuen sich über die gute Sichtbarkeit der inklusiven Klasse RS Venture Connect auf der Kieler Woche: Anja Düvel und Johannes Löschke. Foto: Sven Jürgensen

„Es ist total schön, dass „Wir sind Wir – Inclusion in Sailing e.V.“ und „Inklusives Segeln für Alle“ es ermöglichen, dass wir hier mit der Klasse RS Venture Connect segeln können – ganze drei Tage und vielleicht auch mal mit ein bisschen Welle. Die Kieler Woche trägt gut zu mehr Sichtbarkeit des inklusiven Segelns bei, was mich sehr freut“, sagte Segler Johannes Löschke. Der Hamburger mit Sehbehinderung hofft, dass irgendwann auch eine inklusive Segelklasse zum Regattaprogramm der Kieler Woche gehört und er gemeinsam mit seiner Frau Nadine, die zweifache Weltmeisterin im inklusiven Segeln ist, antreten kann. In dem dreitägigen Kurs im Rahmen der Kieler Woche segelt er gemeinsam mit Trainerin Anja Düvel aus Flensburg. Auch sie sagt: „Das Genialste hier in Kiel ist die Sichtbarkeit der inklusiven Boote. Wir werden viel von anderen Segelnden auf die Klasse RS Venture Connect angesprochen, und die Leute sehen, wie gut inklusives Segeln funktioniert.“

Inklusion auf dem Wasser wurde am Auftaktwochenende der Kieler Woche auch in der Klasse J/70 praktiziert, wo drei inklusive Teams – darunter das BAT Sailing Team aus Hamburg, das bereits die zweite Saison in der 2. Segel-Bundesliga startet – die Tage nutzen, um zu trainieren und sich unter professioneller Anleitung auf die Regatta vorzubereiten. Die Kieler-Woche-Wettfahrten der ambitionierten J/70-Klasse laufen von Donnerstag, 26. Juni, bis Sonntag, 29. Juni.

Alle drei Projekte schaute sich am Sonntag Christoph Holstein, Staatsrat der Behörde für Inneres und Sport, vom Wasser aus an. Der Hamburger, der die Ostsee selbst als Windsurfer gut kennt, zeigte sich begeistert von den inklusiven Kieler-Woche-Projekten: „Es ist eine tolle Sache, dass bei den inklusiven Projekten im Rahmen der Kieler Woche Menschen mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen das Segeln auf der Ostsee ermöglicht wird und und so die Inklusion noch sichtbarer wird.“

Noch bis einschließlich 28. Juni bietet „Wir sind Wir – Inclusion in Sailing e.V.“ in Kooperation mit dem Verein „Inklusives Segeln für Alle e.V.“ Regattabegleitfahrten auf dem Rolliboot an. Je zwei Fahrten (10.30 bis 13 Uhr und 14 bis 16.30 Uhr) sind täglich geplant. Segelkenntnisse sind nicht erforderlich, das Segeln übernimmt eine erfahrene Crew. Die Fahrten werden in Kooperation mit der Stadt Kiel durchgeführt und sind für die Teilnehmenden kostenfrei. Einige wenige Plätze auf dem Rolliboot sind noch verfügbar und können vorab unter folgender Mailadresse gebucht werden: sven.juergensen@wir-sind-wir.org

Die inklusiven Segelangebote werden von der Landeshauptstadt Kiel gefördert.

Text: Katrin Heidemann

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